Herzrhythmusstörungen waren es, die einen 50jährigen Münchner in regelmäßigen Abständen in die Klinik brachten. Die Ärzte waren jedes Mal ratlos, wenn der Mann wieder mit rasendem Puls und Todesangst eingeliefert wurde. Sein Herz war angeblich gesund. Warum der Muskel immer wieder aus dem Takt geriet, erfuhr er dann ausgerechnet beim Zahnarzt: Bakterien aus 14 tiefen Zahnfleischtaschen hatten übers Blut permanent das Herz attackiert. Seit der Parodontosebehandlung ist alles gut, das Herz stolpert nicht mehr. Dass chronisch entzündete Zähne und Zahnfleisch, also Parodontitis, die Ursache für schlimme Krankheiten sein können, wissen nur wenige Menschen. Schlaganfall, Herzinfarkt, chronische Atemwegserkrankungen - all das kann durch kranke Zähne und eine schlechte Mundhygiene ausgelöst werden.
Kranke Zähne, kranker Körper - dieser Zusammenhang wird Fachleuten zufolge nach wie vor zu selten erkannt. Vor allem die Volkskrankheit Diabetes, also Alterszucker, steht in einer gefährlichen Wechselwirkung zu Parodontitis. Dabei sind Entzündungen des Zahnhalteapparats sehr weit verbreitet in der Bevölkerung. Sie betreffen etwa ein Viertel der Menschen zwischen 35 und 74 Jahren.
Bei einer Parodontitis gelangen Bakterien über die Blutbahn in den Körper. Und weil manche der Bakterien direkt in die Zellen der Gefäßwände eindringen, können sie schwere Erkrankungen auslösen. Zum Beispiel Endokarditis, eine infektiöse Entzündung der Herzinnenhaut. Nicht mehr nur Bluthochdruck, Übergewicht oder erhöhte Blutfettwerte zählen damit zu den klassischen Risikofaktoren für Herzinfarkt oder Schlaganfall. Auch die Parodontitis gehört mittlerweile dazu. Studien zufolge haben Menschen mit Entzündungen des Zahnhalteapparats ein bis 1,7-fach höheres Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen.
Quelle: APA