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Eine Parodontitis ist ein Risikofaktor für systemische Erkrankungen. In neueren Studien wurde gezeigt, dass Parodontitis-Patienten häufiger an Erkrankungen des Herz- und Gefäßsystems – wie Arteriosklerose, Herzinfarkt und Schlaganfall – leiden. Umgekehrt können auch systemische Erkrankungen – wie zum Beispiel Diabetes Mellitus, Osteoporose und Fettsucht – eine Parodontitis hervorrufen oder begünstigen. Bei rheumatischen System-Erkrankungen hat sich herausgestellt, dass Patienten mit einer ankylosierenden Spondyloarthritis ein 6,8-fach erhöhtes Risiko für eine Parodontitis aufweisen. Auch bei Rheuma im Kindes- und Jugendalter besteht eine erhöhte Gefahr, eine Parodontitis zu entwickeln.

Parodontitis und rheumatoide Arthritis (RA) haben eine wesentliche Gemeinsamkeit: Eine Entzündung liegt vor. Viele Faktoren bedingen die Entwicklung der RA – darunter Alter und Geschlecht, genetische Voraussetzungen, Rauchen und Infektionen, die zum Beispiel durch Bakterien entstehen. Eine bakterielle Infektion ist auch Hauptursache der Parodontitis. Dabei bildet sich ein mikrobieller Biofilm auf der Zahnoberfläche, der durch die Bakterien direkte und durch eine überschießende Immunantwort indirekte Schädigungen hervorruft.

Vergleichbare Entzündungsmuster
Bei beiden Erkrankungen scheint die Reaktion auf den jeweiligen Entzündungsreiz unverhältnismäßig stark zu sein, und in den Krankheitsverläufen verursachen chronisch-entzündliche Prozesse, dass Bindegewebe und Knochenmatrix zerstört werden.

Bei der RA führen insbesondere entzündungsfördernde Zytokine, Botenstoffe wie IL-1, IL-6 und TNF-alpha sowie Bindegewebszellen der Synovialmembran dazu, dass strukturschädigende Substanzen wie PGE2´s und MMP´s freigesetzt werden. Prostaglandin E2 (PGE2) ist eines der wichtigsten Gewebehormone, das in das Entzündungsgeschehen involviert ist. Es erhöht die Durchlässigkeit der Gefäße – wodurch Schwellungen entstehen –, verursacht Rötungen und verstärkt Schmerzen. Matrix-zerstörende Kollagenasen und Elastasen (MMP´s) sind Enzyme, die unter anderem Peptid-Verbindungen spalten.

Es wurde bereits gesagt, dass sich dieses Zytokinmuster bei der Parodontitis sehr ähnlich darstellt wie bei der RA. So sind bei der Parodontitis ebenfalls hohe Anteile der entzündungsfördernden Zytokine IL-1, IL-6 und TNF-alpha messbar, und während aktiver Phasen finden sich hohe Konzentrationen von PGE2 und MMP´s im parodontalen Gewebe.

Bakterien der Parodontitis: Krankheitsfaktoren für eine RA?
Ein Bakterium, das beim Entstehen und Fortschreiten einer Parodontitis eine wesentliche Rolle spielt, ist Porphyromonas gingivalis. Über eine Reaktionskette wirkt es sich scheinbar direkt auch auf die RA aus. Es verfügt über zahlreiche krankheitsauslösende Faktoren und ist der bisher einzige Keim, von dem bekannt ist, dass er das Enzym Peptidylarginindeiminase (PAD) abgibt. Die PAD ist ein wichtiger Krankheitsfaktor für eine RA, denn ihre Aktivität verändert Argininreste, wodurch wiederum Peptidyl-Citrullinreste entstehen. Letztere fördern die Bildung von Auto-Antikörpern (ACPA). Kann ACPA im Körper nachgewiesen werden, bedeutet dies mit großer Wahrscheinlichkeit, dass eine RA vorliegt. Diesem Ablauf zufolge können Gewebeschädigungen von RA-Patienten durch Bakterien der Parodontitis verursacht werden.

Kann sorgfältige Mundpflege eine RA eindämmen? In einer kürzlich erschienenen Studie wurden insgesamt 40 RA-Patienten in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe erhielt eine nicht-chirurgische Behandlung des Zahnfleischs mit Pflegeanleitungen, die andere Gruppe diente als Kontrollgruppe ohne parodontale Therapie und ohne Hygiene-Instruktionen. Die Untersuchungen bei den Studien-Teilnehmern mit zahnärztlicher Behandlung zeigten, dass die RA weniger aktiv war: Es ergaben sich deutliche Verringerungen im Funktionsbogen DAS28, in der Blutsenkungsgeschwindigkeit sowie im Serum-TNF-alpha-Nachweis. Wie oben erwähnt, befindet sich bei einer RA ein erhöhter Anteil von TNF-alpha-Botenstoffen im Körper.

Ganzheitlicher medizinischer Ansatz bei Rheuma
Auf Basis der genannten Studien und bekannten molekularen Muster gibt es viele weiterführende Fragen dazu, wie Bakterien rheumatische Erkrankungen beeinflussen. Insbesondere die Erforschung pathogenetischer Zusammenhänge ist ein Gebiet, dem sich Wissenschaftler an der Charité in Berlin-Mitte widmen wollen. Langfristig haben sie sich zum Ziel gesetzt, mögliche Therapie-Ansätze zu finden, um den bakteriellen Einfluss auf entzündlich-rheumatische Erkrankungen zu vermindern.

Bisher steht die Förderung der Mundhygiene und – sofern notwendig – eine Sanierung des Zahnhalteapparats bei Rheuma-Patienten mit Parodontitis an erster Stelle. Es zeigt sich an diesem „kleinen“ Forschungsgebiet, dass der Erhalt der ganzheitlichen Gesundheit bei rheumatischen Patienten durch eine interdisziplinäre Vernetzung vieler Fachgebiete zunehmend im Vordergrund stehen wird.
Detert, J. in: Zahnmedizin Report 2/2010, S. 11–12.